Stromsperre verhindern & entfernen: Das ist zu tun
Durch steigende Energiepreise und hohe Nachzahlungen geraten mehr Menschen in finanzielle Engpässe. Können die Stromrechnungen nicht mehr gezahlt werden, droht im schlimmsten Fall eine Stromsperre. Wir erklären, wie sich eine Stromsperre entfernen lässt, welche Rechte Sie haben und wie Sie eine drohende Sperre abwenden können.
StromCheck: Stromverbrauch prüfen und Stromsperre verhindern
Droht eine Stromsperre wegen zu hoher Energiekosten? Prüfen Sie Ihren Stromverbrauch und erfahren Sie, wie Sie Ihre Stromkosten senken.
Die wichtigsten Fakten auf einen Blick
- Stromsperre bei Zahlungsrückstand von mindestens 100 Euro
- Versorger muss die Sperre 4 Wochen vorher schriftlich ankündigen und 8 Tage vorher terminieren
- Bei Stromsperre schnellstmöglich Kontakt zum Energieversorger aufnehmen
- Kostenlose Beratungsangebote unterstützen bei Fragen
- Stromsperre vermeiden: Energieverbrauch checken und mit passenden Maßnahmen senken
Wer ist von einer Stromsperre betroffen?
Seit der Corona-Pandemie arbeiten, kochen und streamen viele Menschen mehr als zuvor in den eigenen vier Wänden. Dadurch steigt der Strombedarf im Haushalt. Gleichzeitig sind die Strompreise in den letzten Monaten stark gestiegen. Können Stromrechnungen nicht bezahlt werden, landet schnell die Ankündigung einer Stromsperre im Briefkasten. Im Falle einer Stromsperre beauftragt der Energieversorger den Netzbetreiber, die Stromversorgung des betreffenden Haushalts einzustellen.
Was sind die Gründe für eine Stromsperre?
Der Auslöser für eine Stromsperre oder Gassperre sind in der Regel ausbleibende Zahlungen. Die Gründe dafür sind divers und können alle treffen: ein zu geringes Einkommen, eine niedrige Rente, aber auch Krankheit oder Arbeitslosigkeit. Durch die weiterhin steigenden Strompreise kann es dann zu Zahlungsschwierigkeiten kommen.
Neben Preiserhöhungen kann es auch zur Insolvenz des Stromanbieters kommen. Dann greift automatisch die wesentlich teurere Grundversorgung. Zuletzt haben einige Stromanbieter Insolvenz angemeldet, weshalb viele Verbraucher*innen in die Grundversorgung gerutscht sind. Ist der Anbieter insolvent, sollten Sie nicht lange warten, sondern möglichst schnell einen Wechsel prüfen.
Wann darf der Strom abgestellt werden?
Das Wichtigste vorweg: Ihr Strom kann nicht grundlos oder ohne Ankündigung abgestellt werden. Die Voraussetzungen dafür sind in der Stromgrundversorgungsordnung geregelt.
Damit eine Stromsperre rechtmäßig ist, müssen folgende Bedingungen erfüllt sein:
- Es liegt ein Zahlungsrückstand von mindestens 100 Euro vor.
- Bei Abschlag oder Vorauszahlung: Ihr Zahlungsrückstand beträgt das Doppelte des monatlichen Abschlages oder der monatlichen Vorauszahlung, mindestens jedoch 100 Euro.
- Ohne Abschlag oder Vorauszahlung: Ihr Zahlungsrückstand erreicht ein Sechstel der Jahresrechnung.
- Es besteht keine Aussicht auf zeitnahe Zahlung, sprich darauf, dass die Schulden in absehbarer Zeit beglichen werden.
Zudem gilt es vor der Sperre bestimmte gesetzliche Vorgaben einzuhalten. Der Versorger ist verpflichtet,
- die Stromsperre mindestens 4 Wochen vorher schriftlich anzukündigen.
- 8 Tage vor der Sperre den konkreten Zeitpunkt des Abstellens per Brief mitzuteilen.
- die Verbraucher*innen schriftlich über Möglichkeiten zu informieren, wie sie eine Unterbrechung der Stromversorgung abwenden können. Dazu gehören Hinweise zu örtlichen Hilfsangeboten wie Verbraucher- und Schuldnerberatungen, staatlicher Unterstützung und Vorauszahlungsmöglichkeiten.
- eine zinsfreie Ratenzahlung zu ermöglichen, bevor der Strom abgestellt wird.
Wann darf der Strom nicht abgestellt werden?
Eine Stromsperre darf nicht in jedem Fall durchgeführt werden. Es gibt Ausnahmen und Härtefälle, bei denen der Strom nicht abgestellt werden darf. Etwa wenn
- Kleinkinder, Schwangere oder pflegebedürftige Menschen im Haushalt leben, deren Versorgung durch die Unterbrechung gefährdet wäre.
- der Haushalt zuvor bereits Einspruch gegen eine Erhöhung des Energiepreises und damit die Stromrechnung eingelegt hat.
- die Verbraucher*innen glaubhaft versichern, dass der offene Betrag zeitnah gezahlt werden kann.
- die Existenzgrundlage gefährdet ist, z. B. bei einer Homeoffice-Tätigkeit.
Schnelle Hilfe bei Stromsperre
Wird eine Stromsperre angekündigt, ist es ratsam, schnell zu reagieren. Denn oft können Sie eine Sperre zu diesem Zeitpunkt noch mit einfachen Mitteln verhindern.
- Ignorieren Sie Mahnungen und Zahlungserinnerungen nicht.
- Nehmen Sie Kontakt zu Ihrem Stromanbieter auf und schildern Sie ihm Ihre Lage. Wenn Sie Zweifel daran haben, dass die Sperre berechtigt ist oder ein Härtefall vorliegt, muss der Versorger prüfen, ob die Maßnahme verhältnismäßig ist.
- Holen Sie sich Unterstützung bei Verbraucherzentralen, gemeinnützigen Schuldnerberatungen oder Rechtsanwält*innen.
Doch selbst wenn der Strom bereits abgestellt wurde, haben Sie in den meisten Fällen noch Handlungsspielraum. Das sind die wichtigsten Schritte bei einer Stromsperre:
1. Energieversorger kontaktieren
Beschreiben Sie Ihre aktuelle Situation und fragen Sie gezielt nach Möglichkeiten, die Sperre aufzuheben. In einem persönlichen Gespräch kann leichter eine Einigung erzielt werden, die dazu führt, dass der Stromanschluss schnellstmöglich wieder entsperrt wird.
2. Finanzierungsmöglichkeiten finden
Um die Zahlungsrückstände zu begleichen, kommen verschiedene Modelle infrage. Welches für Sie am geeignetsten ist, hängt von der persönlichen Situation und dem Entgegenkommen des Stromversorgers ab. Möglichkeiten der Finanzierung sind:
- Ratenzahlung: Können Sie die offenen Rechnungen nicht auf einmal begleichen, ist die Zahlung in Raten eine sinnvolle Lösung. Wichtig ist hierbei, dass die Raten aus dem verfügbaren Einkommen gezahlt werden sollten.
- Erhöhung der monatlichen Abschlagszahlungen, um Rückstände zu verringern.
- Stundung der Schulden bis zur nächsten Jahresabrechnung: Der Betrag bleibt dabei in seiner Gesamtheit bestehen, kann jedoch zu einem späteren Zeitpunkt gezahlt werden. Dies bietet sich an, wenn die finanziellen Schwierigkeiten nur vorübergehend bestehen, z. B. wegen Kurzarbeit oder Krankheit.
Stromsperre und Sozialhilfe
Für Empfänger*innen von Sozialleistungen oder Haushalte mit geringem Einkommen bieten Jobcenter oder Sozialamt finanzielle Soforthilfen an. Die Energieschulden können so mit einem Darlehen überbrückt werden. Abschläge für Strom kann der Sozialleistungsträger bei Bedarf außerdem direkt an den Versorger überweisen, um erneute Zahlungsrückstände zu vermeiden. Sowohl die Soforthilfe als auch die Vereinbarung zur Abschlagszahlung kann formlos bei der zuständigen Behörde beantragt werden.
3. Kostenlose Beratung nutzen
Verbraucherzentralen, Schuldnerberatungen und Sozialämter unterstützen nicht nur bei Ankündigung einer Sperre, sondern auch nach deren Durchführung. Sie bieten kostenlose Beratungsangebote an und helfen bei den nächsten Schritten. Außerdem prüfen sie, ob in dem konkreten Fall eine Stromsperre rechtens ist und geben Tipps zum Begleichen der Schulden.
Und wenn das alles nicht hilft?
Wenn alle Bemühungen nicht fruchten und der Konflikt rund um die Stromsperre nicht gelöst werden kann, können Sie sich an die Schlichtungsstelle Energie e.V. wenden. Diese wird von der Verbraucherzentrale Bundesverband e. V. sowie den Verbänden der Energiewirtschaft getragen. Sie unterstützt unabhängig, neutral und kostenlos bei Streitigkeiten zwischen Verbraucher*innen und Energieversorgern.
Stromsperre während der Corona-Pandemie
Aufgrund der Corona-Pandemie wurde eine gesetzliche Ausnahmeregelung ins Leben gerufen, die finanziell gefährdeten Haushalten helfen sollte. Diese ist jedoch bereits zum 30. Juni 2020 ausgelaufen. Sie können sich daher zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr auf das sogenannte Leistungsverweigerungsrecht berufen, das einen Zahlungsaufschub möglich machte und so zahlreiche Stromsperren verhinderte.
Da 2020 viele Stromlieferanten zeitweise freiwillig auf Sperrungen verzichtet haben, ist die Zahl der Stromsperren kurzzeitig stark zurückgegangen. Im Jahr 2020 waren rund 230.000 Haushalte in Deutschland von einer Stromsperre betroffen.
Wann endet die Stromsperre?
Generell gilt: Sind die Bedingungen für die Stromsperre nicht mehr erfüllt, muss der Netzbetreiber die Stromversorgung so schnell wie möglich wiederherstellen. Konkret bedeutet das: Sobald die Zahlungsrückstände beglichen und die Kosten für die Unterbrechung sowie die Wiederherstellung gezahlt wurden, muss die Stromsperre unverzüglich entfernt werden.
Wie lange das Freischalten der Stromsperre dauert, können Sie bei Ihrem Anbieter erfragen. Nachdem die Zahlung bei ihm eingegangen ist, sollte der Strom spätestens nach 24 bis 48 Stunden wieder fließen.
Kann ich bei einer Stromsperre den Versorger wechseln?
Den Stromversorger können Sie in der Regel jederzeit wechseln. Allerdings befreit Sie ein kurzfristiger Anbieterwechsel weder von der angekündigten Stromsperre noch vom Begleichen der ausstehenden Zahlungen. Auch das Anmelden auf einen anderen Namen hilft hier nicht.
Bei einer bereits bestehenden Stromsperre ist es außerdem schwer, einen neuen Anbieter zu finden. Ein Anbieterwechsel hilft daher nur vor der Unterbrechung oder nach dem Aufheben der Sperrung. Sorgen Sie also zunächst dafür, dass die Voraussetzungen für die Stromsperre aus dem Weg geräumt sind, bevor Sie sich um einen günstigeren Tarif kümmern.
Kann ich die Stromsperre selbst entfernen?
Davon ist dringend abzuraten. Selbst wenn Sie Zugang zum Stromzähler haben, sollten Sie die vom Netzbetreiber angebrachte Plombe nicht selbständig entfernen. Zum einen wird der Strom dadurch nicht automatisch wieder freigeschaltet und zum anderen besteht die Gefahr, dass Sie die Plombe beim Entfernen beschädigen. Im schlimmsten Fall kann dann sogar eine Strafanzeige drohen.
Was kostet das Entsperren des Stromanschlusses?
Bei einer Stromsperre müssen Sie nicht nur Ihre bisherigen Rechnungen begleichen. Neben den Mahngebühren fallen für das Abstellen und Freischalten des Stromanschlusses ebenfalls Kosten an. Pro Vorgang verlangen die Energieversorger durchschnittlich etwa 50 Euro von den Schuldner*innen – meist vor dem Aufheben der Stromsperre. Werden Ihnen mehr als 50 Euro berechnet, sollten Sie sich die Berechnungsgrundlage zeigen lassen und bei Bedarf eine der genannten Beratungsstellen hinzuziehen.
Stromsperre vermeiden – die besten Tipps
Auch wenn ein Großteil der Stromsperrungen nach kurzer Zeit wieder beendet wird, sollte es im besten Fall gar nicht erst dazu kommen.
Denn es ist meist wesentlich einfacher und kostengünstiger, eine Stromsperre zu verhindern als einen bereits gesperrten Anschluss wieder freizuschalten.
Finanzen im Blick behalten
Ohne Strom wäre es nicht möglich, wichtige Grundbedürfnisse zu erfüllen. Achten Sie daher auf jeden Fall darauf, wichtige Zahlungen immer zuerst zu tätigen. Dazu zählen die Miete sowie die Kosten für Strom und Heizung.
Stromverbrauch in Deutschland
Der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch der Deutschen liegt bei etwa 1.300 Kilowattstunden Strom im Jahr. Das entspricht Kosten in Höhe von rund 415 Euro.
Tipp 1: Abschlagszahlungen anpassen
Die monatlichen Abschläge sollten sich immer am individuellen Verbrauch des Haushalts orientieren. Ist der Abschlag zu hoch, fehlt das Geld möglicherweise an anderer Stelle. Ist er zu niedrig, müssen Sie am Ende des Jahres mit einer hohen Nachzahlung rechnen. Mit dem Stromkosten-Rechner können Sie prüfen, ob Ihre Stromkosten zu hoch sind.
Tipp 2: Stromanbieter wechseln
Ökostrom ist nicht nur klimafreundlich, sondern oft auch günstiger als die Grundversorgung. Mit dem Wechsel zum umweltfreundlichen Tarif reduzieren Sie daher Ihren CO2-Fußabdruck und sparen in einem Einfamilienhaus zusätzlich rund 105 Euro im Jahr. Der Ökostrom-Vergleich bildet Tarife ab, die Ihren Geldbeutel schonen und zum Klimaschutz beitragen.
Energie sparen: Tipps, die wenig kosten
Gegen die steigenden Strompreise hilft Sparen am besten. Denn ineffiziente Haushaltsgeräte, Glühlampen und Standby-Verbrauch treiben die Stromkosten in die Höhe.
Viele Maßnahmen erfordern nur einen geringen zeitlichen und finanziellen Aufwand. Im Haushalt gibt es einige Möglichkeiten, den Stromverbrauch zu senken:
Tipp 3: Energiesparmaßnahmen mit großer Wirkung
- Umstieg von Glühlampen oder Halogen-Leuchten auf energiesparende LED-Lampen
- Bei neuen Großgeräten wie Kühlschrank und Waschmaschine auf die Energieeffizienzklasse achten und das Öko-Programm nutzen
- Elektronische Geräte ganz ausschalten, anstatt sie im Standby-Betrieb laufen zu lassen
- Auf Klimaanlagen verzichten
Tipp 4: Energieverbrauch checken
Wer die eigenen Verbräuche kennt, sieht besser, wo es Möglichkeiten zum Sparen gibt, und kann schneller auf Veränderungen reagieren. So behalten Sie den Überblick:
- Lernen Sie Ihre Stromrechnung kennen und verstehen.
- Schauen Sie sich Ihren Verbrauch an: Mit dem StromCheck erfahren Sie, wie viel Energie Sie im Vergleich zu anderen Haushalten verbrauchen.
- Kontrollieren Sie Ihre Energieeinsparung und machen Sie Erfolge sichtbar mit dem kostenlosen Energiesparkonto.
- Nehmen Sie an der Stromspar-Challenge teil, erledigen Sie regelmäßig Aufgaben und nehmen Sie dabei Stromfresser in Ihrem Haushalt unter die Lupe.